Vertiefende C-Techniken > Virtuelle Produktentwicklung > Design und Styling in der virtuellen Produktentwicklung > Rechnerunterstützung im Designprozess > Systeme und Verfahren zur Weiterverarbeitung der digitalen Rohdaten > Triangulierung versus Flächenrückführung
Nun stellt sich die Frage, wann werden aus einer vorliegenden Punktewolke triangulierte Flächen erstellt und wann CAD-Flächen? Das hängt im wesentlichen vom Verwendungszweck der Fläche ab: Wie oben erwähnt sind triangulierte Flächen bezüglich der Erstellung weniger aufwendig, weisen aber eine geringere Genauigkeit auf und lassen keine Modifikationen an der Geometrie durch CAD-Systeme zu. Steht im Designprozess das manuelle Arbeiten an einem physischen Modell im Vordergrund, so kann dieser durch die Verwendung triangulierter Flächen anstatt der aufwendigen Flächenrückführung beschleunigt werden. Das gelingt indem die NC-Programme1 direkt aus den triangulierten Flächen berechnet werden. Das entspricht dem oberen Dreieck (rot) der Raute in Bild. Nachdem das gewünschte Design gefunden ist (Designfreeze) kommt es zur Herstellung der Produktionswerkzeuge für die Serienfertigung. Hierbei kommt es auf hohe Genauigkeit an, darum werden CAD-Flächen benötigt. Es muss also nach dem Designfreeze nur eine aufwendige Flächenrückführung durchgeführt werden. Möchte man jedoch auch während der Designfindungsphase Modifikationen im Virtuellen vornehmen, bevor erneut ein physisches Modell gefertigt wird, so wird auch in diesem Fall eine Flächenrückführung notwendig. Änderungen an den CAD-Flächen beziehungsweise am CAD-Modell können dann in einem CAD-System vorgenommen werden. Anschließend gelangt man über CAM zu einem NC-Programm, das auf einer Werkzeugmaschine abgearbeitet wird und so ein geändertes physisches Modell erzeugt. Dieser Weg ist in Bild durch den äußeren Zyklus (grün) in Form einer Raute illustriert. [Wirt-02]
Werden physische Modelle mittels optischer Messtechnik digitalisiert, wie zum Beispiel beim Digitalisiersystem ATOS, so beschreiben die Punktewolken durch ihre hohe Punktedichte die erfasste Geometrie so genau, dass eine zusätzliche Interpolation, etwa durch Triangulierung oder durch Flächenrückführung, nicht notwendig ist. In diesem Fall kann sogar direkt auf Basis der Punktewolke ein NC-Programm berechnet werden, beispielsweise für eine Fräsmaschine, welche dann ein Duplikat des physischen Modells herstellen kann. Wird vergleichsweise ein Koordinatenmessgerät zum Digitalisieren verwendet, so ist die Punktewolke nicht sehr dicht. Es muss daher zwischen den Messpunkten unter Berücksichtigung der Flächenkrümmung interpoliert werden. [Wirt-02]


Wie auch bei der digitalen Erfassung physischer Modelle, gibt es zur Auf- und Weiterverarbeitung digitaler Rohdaten eine Vielzahl an kommerziellen Produkten mit großem Funktionsspektrum. Beispielhaft wird im folgenden Kapitel auf ein Softwareprodukt der Firma Tebis eingegangen.
1 NC steht für Numeric Controlled, numerisch gesteuert im Bereich automatisierte Fertigung. Ein NC-Programm ist die geometrische Beschreibung der Bahn, die das Werkzeug während der Bearbeitung durchläuft [Wirt-02].
