Technische Gestaltung > Planen und Konzipieren > Ermitteln von Funktionen und deren Strukturen > Synthese von Funktionsstrukturen > Verknüpfung physikalischer Effekte
Physikalische Zusammenhänge sind als Grundlage für die Strukturierung eines technischen Gebildes zu benutzen, wenn neuartige Lösungen gewünscht werden.
Für die Erarbeitung von Verfahrensprinzipen und Funktionsstrukturen gibt es 2 Etappen:
- Aufbau einer Struktur aus einer Menge von Effekten, die in geeigneter Weise zu koppeln sind
- Aufbau der Struktur durch Funktionselemente, die für die technische Realisierung eines Effekts notwendig sind, der die gewünschte Gesamtfunktion bestimmt
Beispiel - Entwicklung eines temperaturabhängigen elektrischen Schalters:

Tabelle: Entwicklung einer Funktionsstruktur aus physikalischen Effekten
Bemerkungen |
Syntheseschritte |
Aufgabe:
Schalten eines
elektrischen Stromes
bei Temperaturänderung Dq |
Gesamtfunktion
 |
Physikalischer Effekt:
Wärmedehnung eines Körpers
Dl = l0aDq
aSt = 13 · 10-6 K-1
aMs = 18,5 · 10-6 K-1
aAl = 23,8 · 10-6 K-1
Dl sehr klein |
Funktionsstruktur 1
 |
Verstärker erzeugt nutz-
baren Kontakt Weg s,
durch Wandler 1 Schalt
signal besser steuerbar |
Funktionsstruktur 2
 |
Bimetall ist eine
Funktionenintegration
von Wandler 2 und
Verstärker |
Technisches Prinzip
 |
|

In der gegebenen Gesamtfunktion ist noch offen, wie das gewünschte Schaltsignal Δ Θ in die für das Öffnen und Schließen des Schalters notwendige mechanische Antriebsbewegung, das heißt in ein Verstell wirkend, und in eine entsprechende Kraft überführt werden kann. Aus einem Katalog „Physikalische Effekte“ findet man die Wärmedehnung. Damit ist die gewünschte Funktion qualitativ erfüllbar. Die nutzbare Längenänderung ist doch so klein, dass damit der Schalter nicht direkt zu betätigen ist. Ebenso muss die Zeit des Vorgangs beachtet werden. Die Funktionskette ist deshalb durch weitere Effekte zu erweitern. Zunächst benötigt man einen Verstärker für die mechanische Bewegung mit der Ausgangsgröße S von ca. 1 mm. Dazu können der Hebel oder ähnliche Effekte genutzt werden. Um den Temperaturfühler mit der Eingangsgröße W thermisch der Umgebungstemperatur anzupassen, ist ein weiteres Funktionselement sinnvoll, das Wärmeenergie elektrisch erzeugt oder abführt. Eine Prinziplösung für die entworfene Struktur nutzt eine Halswende und eine Kombination von zwei Werkstoffen unterschiedlicher Ausdehnungskoeffizienten. Jeweils sind durch dieses Bimetall die Funktionselemente Wandler 2 und Verstärker integriert.
Durch Analyse des physikalischen Gesetzes und der Anforderungen der Aufgabenstellung sind die für die technische Nutzung des Effekts notwendigen Teilfunktionen abzuleiten.
Man erhält auch Informationen über geometrisch- stoffliche Eigenschaften und über die Anordnung der Elemente.
Wichtiges Hilfsmittel für diese Methode sind Kataloge physikalischer Effekte [Roth], [Koller], [VDI 2222].

Tabelle: Beispiel eines Kataloges physikalischer Wirkprinzipe (Auszug aus der VDI 2222)
Lösungsangebot des Kataloges |
|
Zugriffsmerkmale |
Lfd.Nr.
der
ausge-
wähl-
ten
Lösung |
5 |
7 |
4 |
2 |
Nr. |
Größe
der
eizeug-
baren
Kräfte |
Konstruk-
tions-
parameter |
Arbeits-
vermö-
gen der
Kraft,
Größe |
Eizeu-
gende
Intensitäts-
oder Feld-
größe |
Osmose |

n Molzahl |
 |
21 |
mittel |
A, v, r |
ja |
Konzentra-
tions-
gradient |
|
Kapillar-
wirkung |
 s0 Molzahl |
 |
22 |
klein |
Art der
Flüssig-
keit r |
ja
klein |
moleku-
lares
Feld |
Adhäsion |
F=f(Materiel,
Rt)
Rt Rautiefe |
 |
23 |
Material
Rt |
Schall-
druck |
 |
 |
24 |
sehr
klein |
Zwischen-
medium,A |
Teilchen-
strahlung |
El.-magnet.
Strahlungs-
druck |

s Energie-
flussdichte |
 |
25 |
Federde-
formation |
 |
 |
26 |
groß |
c |
ja |
Deforma-
tion |
7 |
Elektro-
striktion |
 |
 |
27 |
klein |
Material,
l |
ja
klein |
elektrische
Feldstärke |
|
Magneto-
striktion |
 |
 |
28 |
magne-
tische
Feldstärke |
Wärme-
dehnung |
 |
 |
29 |
groß |
ja |
Wärme-
strom |
isotherme
Kompress.
stat. Druck |

Grenzfall:
inkompr. Fluid |
 |
30 |
Art und
Zustand
des
Fluids, A |
Deforma-
tion eines
Volumens |
8 |
adiabate
Kompres-
sion |
 |
 |
31 |
isochore
Kompres-
sion |
 |
 |
32 |
sehr
groß |
nein |
Wärme-
strom |
|
Gleit-
reibung |
 |
 |
33 |
|
m |
ja |
Kraft und
Geschwin-
digkeit |
9 |
Widerstand
i. laminarer
Strömung |
 |
 |
34 |
klein |
r, h |
Geschwin-
digkeit |
Widerstand
i.turbu-
lenter
Strömung |
 |
 |
35 |
d, l, l, r |
dynami-
scher
Widerstand |
 |
 |
36 |
A, cw, r |
Dynami-
scher
Auftrieb |
 |
 |
37 |
mittel |
A, ca, r |
Magnus-
effekt |
 |
 |
38 |
r, b |
Geschwin-
digkeit und
Winkelge-
schwin-
digkeit |
elastischer
Stoß |
 |
 |
39 |
sehr
groß |
c, m |
ja
kurz-
zeitig |
Geschwin-
digkeit |
10 |
Lavaldüse |

c Schall-
geschwindig-
keit |
 |
40 |
Art des
Mediums,
A |
ja |
Massen-
strom |
|
|
