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Im nachfolgenden Modell werden die Vorgänge beim Erwärmen und Abkühlen von Schweißteilen ersichtlich. Bei einer gleichmäßigen Erwärmung des Modells dehnt es sich allseitig aus; beim Abkühlen schrumpft es wieder und weist bei Raumtemperatur die Anfangsmaße auf. Zu Beginn des Versuches ist das Modell spannungslos. Wird zunächst nur der mittlere Stab SI ähnlich wie beim Schweißen in einem schmalen Bereich erhitzt, so dehnt er sich bis ca. 600°C stetig aus. Die Wärmedehnung wird von den angrenzenden kalten Stäben behindert, die äußeren Stäbe SII werden elastisch gereckt. In SI entstehen Druck-, in beiden SII Zugspannungen. Wird SI über 600°C erwärmt, so fällt im Glühbereich die Werkstofffestigkeit sehr stark ab. SII stauchen die Glühzone von SI und verkürzen ihn bleibend, während sie sich selbst entspannen.
Bei nachfolgendem Abkühlen unterhalb von 600°C steigt die Festigkeit des Werkstoffes im erwärmten Bereich wieder an. SI beginnt zu schrumpfen, beide SII werden elastisch gestaucht. Ist die Raumtemperatur erreicht, sind die Zugspannungen in SI und die Druckspannungen in SII im Gleichgewicht. [1a]


Wird nun durch eine äußere Zugkraft F in den Stäben eine zusätzliche Zugspannung Re/2 aufgebracht, ergibt sich in SI wegen der bereits vorhandenen Zugeigenspannungen eine Gesamtspannung Re, während beide SII wegen der vorhandenen Druckeigenspannung spannungslos werden.
Wird F erhöht beginnt SI zu fließen, weil dort Re erreicht ist. SI dehnt sich bleibend und kann keine weiteren Spannungen mehr aufnehmen. Beide SII müssen nun die weitere Laststeigerung allein tragen und sollen durch 2F bis an die Streckgrenze elastisch gedehnt werden.
An diesem Punkt herrscht im ganzen Querschnitt eine gleichmäßig verteilte Zugspannung, daher müssten die Eigenspannungen vollständig abgebaut worden sein. [1a]
