Technische Gestaltung > Grundlagen der Gestaltung > Gestaltungsrichtlinien > Gestaltungsrichtlinien für das Biegen
Probleme bei der Fertigung von Biegeteilen bestehen in:
- der Rückfederung nach dem Biegen
- der Entstehung von Quetschfalten und
- der Entstehung von Haarrissen.
Schwankungen im Rückfederungswinkel entstehen durch Blechdickenunterschiede und Zugfestigkeitsunterschiede zwischen den Halbzeugen.
Eine Verringerung der Rückfederung wird erzielt durch:
- größere Biegewinkel
- größere Blechdicke und
- geringere Festigkeit (Steifigkeit).
Eine Schwankung der Blechdicke um 0,01mm ergibt eine Veränderung der Rückfederung um 0,1...0,5°. Für die Fertigung ist es daher notwendig, Probebiegungen vorzunehmen.


Die Randverformung wird durch das Stauchen der inneren Biegekante hervorgerufen, da diese versucht zum Rand hin auszuweichen.
Zunahme der Ausgangsbreite: bi = b + 0,8 s / ri
Verringerung der Ausgangsdicke: 10 %





Damit die Ausbrüche und Bohrungen nicht verformt werden, sind die angegebenen Abstände einzuhalten.


Um Quetschfalten und Haarrisse in der Biegezone zu vermeiden, sind die Mindestbiegeradien rmin einzuhalten.


Wenn die Walzrichtung parallel zur Biegekante verläuft, ist rmin um 0,5·s zu erhöhen.
Daraus ergibt sich die Regel: Mindestabstand Biegelinie - Bohrung einhalten.
Um eine definierte Biegekante zu erzielen, sind entsprechende Vorrichtungen (Bild) zu verwenden.


Trapezförmig geschnittene Lappen vergrößern die Gefahr der Bildung von Haarrissen in der Biegezone.


Um ein Einreißen an der Biegezone zu verhindern, sind Biegelinien nur senkrecht zum Verlauf der Seitenkanten anzuordnen.
Daraus resultiert die Regel: Biegekante rechtwinklig zur Begrenzung.




Durch seitliche Kraftkomponenten und Deformationen bei gebogenen geschlossenen Profilen, müssen die Endbereiche der Bleche gegenseitig lagegesichert werden.
Der durch das Schneiden ermöglichte Formschluss kann die zulässige Belastbarkeit wesentlich erhöhen.


Für die Verbindung von Biegeteilen durch Schweissen, ist es vorteilhaft die Position formschlüssig durch Butzen zu sichern.


Liegt der Grat in der Biegezone außen (Bild links), so besteht eine große Gefahr der Bildung von Haarrissen.
Daraus ergibt sich die Regel: Lage des Grates für die Biegerichtung beachten.


Die Lage des Grates, die beim Biegen zu beachten ist, hängt vom gewählten Verfahren Ab- oder Ausschneiden ab (Bild).


Da die minimalen Biegeradien von der Relativlage der Walzrichtung und der Biegerichtung abhängt, ist bei senkrecht zueinander stehenden Biegezonen, die Walzrichtung auf die symmetrische Richtung von 45° zu legen. Daraus ergibt sich die Regel: Walzrichtung beachten.


Für eine gute Maßhaltigkeit der Biegeteile sind als Basisbezüge für die Bemaßungen die Biegeachsen zu wählen.
Regel: Bemaßung auf Biegeachse beziehen.


Für das Biegen in einer Maschine mit automatischer Zuführung, ist eine eindeutige Symmetrie oder Unsymmetrie bei der Teilegestaltung vorzusehen. Dies erleichtert die Erkennung der richtigen Ausgangslage.


Zusammenfassung der wichtigsten Gestaltungsregeln für das Biegen:
Mindestabstand Biegelinie - Bohrung einhalten
Biegekante rechtwinklig zur Begrenzung vorsehen
Lage des Grates für die Biegerichtung beachten
Walzrichtung beachten
Bemaßung auf Biegeachse beziehen
